Deutscher Originalartikel aus der Diskussion des
Karl Jaspers Forums im Internet |
KARL JASPERS FORUM TA32 Kommentar 6 Helmut Walther (Nürnberg) CONCIOUSNESS AND MATTER - Unterschiede und Übereinstimmungen (30. Nov / 12. Dez. 2000) <1> [HW scheibt, dass wegen gewisser Ereignisse er nicht ueber TA32 kommentieren will, unter anderem] … da insbesondere zwischen Ihnen und mir, jedenfalls meiner Meinung nach, der Hauptunterschied längst herausgearbeitet ist: Wo für Sie die menschlich-geistige Hypothetik ähnlich wie bei Fichte und Nietzsche mit der Realität nicht in Verbindung steht, halte ich an einem Konnex zwischen Realität und Bewußtsein fest, der zu einer Annäherung zwischen der realen Beschaffenheit der Dinge und von deren Vorstellung führt. <2> Dieser Unterschied läßt sich vielleicht auch an dem neuerschienenen und wichtigen Buch von Damasio zeigen […], das ich in der nächsten Zeit allerdings erst lesen will, in dem selbstverständlich hypothetisch, aber unter Zugrundelegung einer als realistisch angenommenen materiellen Grundlage die Entstehung von Bewußtsein zu erhellen gesucht wird, und zwar auf Wegen, die meinen eigenen Vorstellungen dazu wohl recht nahe kommen (Unterscheidung von Ich und Selbst, Betonung der Empfindung u.a.). [Dies bezieht sich auf Antonio Damasios ‘The Feeling of What Happens: Body and Emotion in the Making of Consciousness’] <3> Für Damasio wie für mich hat absoluten Vorrang bei der Beschäftigung mit dem Bewußtsein dieser Zusammenhang zwischen "Hardware" und "Software" sowie die Erkundung der verschiedenen Zwischenstufen, die schließlich zu unserem menschlichen Bewußtsein auf der Basis von Sprache führen; Sprache und die damit verbundene dingliche Erschließung der Welt ist hier eine späte Folge bereits vorausliegender anderer Formen von "Welthaftigkeit" innerhalb vorausgehender Spezies. Hingegen erscheint bei Ihnen Bewußtsein erst als Folge der Begriffsdynamik (worin sich unsere beiden Standpunkte ja denn auch trafen – indem ich diese als Rezeption und Reflexion auffaßte) – aber Ihre Auffassung schneidet den ("naturwissenschaftlichen") Weg in die weitere Rückverfolgung ab, den ich sehr wohl in der Verbindung mit den Vorvermögen (wie auch Damasio) gehe. Vielmehr ist für Sie die gesamte wissenschaftliche Reduktion des Bewußtseins wiederum nur ein "arbeitsmetaphysischer" Vorgang innerhalb dieses Bewußtseins, das für Sie (meines Erachtens zu einseitig) eigentlich erst auf dem Begrifflichen aufsetzt. Wie gesagt, bleibt dabei der weite Bereich des Empfindungsbewußtseins, der sowohl für Damasio wie für mich von ausschlaggebender Bedeutung auch für das menschliche und begriffliche Bewußtsein ist, völlig außen vor. <4>Meine Auffassung sehe ich mithin in der Mitte zwischen den Extremen der rein materialistisch-naturwissenschaftlichen Auffassung und der konstruktivistischen – vielmehr versuche ich seit je diese beiden Sehweisen miteinander zu verbinden. Mir selbst schiene es natürlich recht interessant, diese verschiedenen Standpunkte herauszuarbeiten – und dies etwa auch unter Kommentierung der von Ihnen vertretenen "Begriffsdynamik", da mir insbesondere der Gedanke der "Dynamik" (Rezeption, Reflexion, Übertragung der Leitungsebene) von hoher Bedeutung ist. …
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