Christentum und Evolution

von Helmut Walther (Nürnberg)

Es ist merkwürdig: einerseits verstehen sich die meisten von der Tatsache der Evolution ausgehenden Denker als Kritiker des Christentums, andererseits unterläßt man es, auch das Christentum unter dem Gesichtspunkt der Evolution, nämlich als ein Mittel der Existenzbewältigung innerhalb der Menschheit, auch nur ansatzweise unter die Lupe zu nehmen. Weil das Christentum zur evolutionären Erklärung der Welt und des Lebens in einem diametralen Gegensatz zu stehen scheint (Stichwort Kreationismus), kommt man überhaupt nicht auf den Gedanken, das Christentum selbst dem Evolutionsgedanken unterzuordnen – wenn aber alle steigernde Entwicklung als und in der Welt auf die Evolution zurückführbar sein soll, dann muß dies geradeso auch für das Christentum gelten.

Diesem Versuch der Einordnung des Christentums in die Evolution liegt der Gedanke zugrunde, daß sich mit dem Menschen die steigernde Entwicklungsgeschichte des Lebens weniger als eine phänotypische Anpassung ereignet, sondern daß sich das evolutive Moment als Steigerung der Vermögensleistungen in die neuronale Vernetzung des Gehirns des Menschen verlagert hat. Die Steigerung der geistigen Leistungen dieses Gehirns auf Basis der zunehmenden evolutionär-epigenetischen neuronalen Vernetzung wird jedoch auch einen Wandel in den religiösen Anschauungen mit sich bringen.

Im ersten Abschnitt wird daher eine evolutionäre Theorie zur Entstehung und Wandlung von Religion im allgemeinen vorgelegt; im zweiten Abschnitt wird diese Theorie auf die Veränderungen der Opferhandlungen des Menschen angewandt. Der dritte Abschnitt versucht eine evolutionäre Deutung der Gestalt des Religionsbegründers Jesus; der letzte Teil schließlich befaßt sich mit dem Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Vernunft und der christlichen Lehre.

I. Die evolutionäre Entstehung von Religion

Einige Stationen zur Evolution des Menschen:

– Der Vormensch erlernt den aufrechten Gang vor ca. 5-7 Millionen Jahren.

– Vor ca. 2,5-3 Millionen Jahre erscheint der homo habilis, der sich in Verbindung mit einem rapiden Gehirnwachstum durch den Gebrauch von wenigen Steinwerkzeugen auszeichnet.

– Der homo erectus breitet sich seit etwa 1,5 Millionen Jahren über die Welt aus; seit etwa 500 000 Jahren kennt er den Gebrauch des Feuers und bedient sich ca. zehn verschiedener Steinwerkzeuge.

– Seit ca. 300 000 Jahren tritt der homo sapiens in zwei Linien auf: homo sapiens sapiens und homo sapiens neanderthalensis; ein Fund in Palästina legt nahe, daß diese Formen sogar direkt mit- und nebeneinander lebten, denn unter Neandertaler-Gebeinen fand sich ein Schädel des modernen homo sapiens sapiens. Hier widerspricht sich die Forschung selbst, wenn sie einmal dem Neandertaler und dem modernen homo sapiens einen archaischen homo sapiens vorausgehen läßt, andererseits den Neandertaler zum Nachfahren des homo erectus erklärt, während der homo sapiens sapiens etwa seit 150 000 Jahren in einer erneuten Wanderung aus Afrika stammen soll.

– Erste kulturelle Hinweise des homo sapiens sapiens finden sich seit ca. 100 000 Jahren (Einritzungen in Felswände, Höhlenmalerei, Bestattung)

– Der Beginn der eigentlichen kulturellen Entwicklung ist mit der Seßhaftwerdung am Ende der Würmeiszeit ca. 10 000 vC im Neolithikum zu datieren.

Wann der Mensch die Sprache erlernte, ist völlig unbekannt, selbst noch für den Neandertaler wissen wir dies nicht genau, obwohl die Lage seines Zungenbeins auf Sprachfähigkeit zu deuten scheint. Die ersten Formen von Religion sind erst seit ca. 50 000 Jahren beim homo sapiens sapiens sichtbar (Bestattung, Höhlenmalerei), nicht jedoch beim Neandertaler.

Beachtenswert ist, daß ein Millionen Jahre währender Werkzeuggebrauch nicht zu einer quasi stetigen Zunahme von Kultur geführt hat, sondern über die längste Zeit stagnierte, bis erst vor etwa 150 000 Jahren die Evolution des Gehirns den homo sapiens sapiens hervorbrachte, den modernen Menschen, den wir auch heute noch verkörpern. Ein Teil der Wissenschaft nimmt an, daß seither die Evolution beendet sei; ich persönlich bin jedoch der Ansicht, daß die Evolution des Gehirns nach wie vor am Werke ist. Sie äußert sich nunmehr in der ständig zunehmenden Ausdifferenzierung dieses Gehirns selbst, als Wechselwirkung zwischen der kulturellen Tätigkeit des Menschen und der neuronalen Vernetzung des Gehirns.

Für die Entstehung von Religion sind wir auf Vermutungen angewiesen, können allerdings Schlüsse aus der Beobachtung noch existierender steinzeitlicher Religionsformen ziehen; zu diesem Zweck sei hier kurz die Religion der Aborigines(1), der Ureinwohner Australiens, geschildert, die als die älteste lebendige Stammesreligion gilt:

"Ihr Glaubenssystem begründet sich auf übernatürliche Wesen, die zugleich Ahnen und Schöpfer sind. Während der Urzeit, der "Traumzeit", gaben diese der Welt ihre heutige Gestalt und bevölkerten sie mit Tieren und Pflanzen. Darüberhinaus lehrten sie die Menschen Jagd- und Sammeltechniken und gaben ihnen ihre Stammesgesetze. Dann stiegen sie zu den Sternen auf und hinterließen ihre Kraft in Felsen und Bäumen, aber auch in Kultobjekten des Menschen. Im "Tjuringa", einem flachen Gegenstand aus Stein und Holz, ist die Kraft der Schöpferwesen symbolisiert. Er ist von hoher sakraler Bedeutung und wird von den Frauen versteckt gehalten. Jedes Stammesmitglied wird als die Wiedergeburt eines Vorfahren betrachtet. Das "Geistkind", die bereits vorher existierende Seele, muß vom Vater eines Kindes "geträumt" und an die Mutter weitergegeben werden. Stirbt der Mensch, kehrt sie an ihren Ort zurück und kann dann erneut von einer anderen Mutter geboren werden."(2)

Welche Faktoren sind es, die den Menschen zu solchen mythischen Anschauungen offenbar notwendig hinführen, da wir in allen bekannten Kulturen und in allen ihren Entwicklungsstufen Formen von Religion vorfinden?

Jede Form von Religion gründet wie alles, von dem wir etwas zu wissen glauben, auf sinnlichen Erfahrungen und deren Interpretation. Die Qualifizierung von Erfahrungen richtet sich ebenso wie die Interpretation nach dem beteiligten höchsten Vermögen Verstand oder Vernunft in seiner Rezeptions- bzw. Reflexionsform. Erfahrungen sind keinesfalls "Erfindungen", sondern "Wahr-Nehmungen" und der Versuch von deren Deutung.

Welche Erfahrungen werden das Kennzeichen religiös erhalten? Alle diejenigen bedeutsamen Wahrnehmungen, die nicht in eine durch den Verstand beherrschbare Kausalkette eingeordnet werden können: das Numinose ist das unbeherrschbar An-Wesende, mit dem der Mensch nicht durch sich selbst heimisch werden kann, und das ihm daher un-heimlich ist. Die jeweilige Rezeptionsphase reagiert auf unbeherrschbar Wahrgenommenes, um sich damit tastend in ein Verhältnis zu setzen; die Reflexionsphase, einsetzend mit der Leitungsübernahme durch den Verstand, schreibt dem Unbeherrschbaren Eigenexistenz und Eigenaktivität zu. Mittels Interpretation durch das jeweils höchste Vermögen wird dem Gesamt des Unverstanden-Unbeherrschbaren in einer Vergrößerung des Selbstverständnisses des Menschen mythischer bzw. metaphysischer Sinn übertragen.

Für Verstand und Vernunft werden sich so zwei diametral verschiedene Interpretationen ergeben, da die Wahrnehmungsweise, das daraus sich erbauende Selbstverständnis und damit die Interpretation des Numinosen auf unterschiedlichen neuronalen Vernetzungen aufbauen.

Diese Interpretationsweisen fallen nicht vom Himmel, sondern werden von Menschen geleistet; da aber zu aller Zeit (und so auch heute) die meisten Menschen zu einem eigenständigen Gebrauch des jeweils phylogenetisch höchsten Vermögens nicht in der Lage sind, unterstellen sie sich in weltlichen wie in geistlichen Dingen der jeweils geeigneten Führerschaft: den Herrschern und den Priestern. Erstere zeichnen sich durch die kategoriell und den Lebensumständen entsprechenden jeweils bedeutsamen Führungseigenschaften aus (Körperkraft, Schläue, Machtbewußtsein); letztere sind keineswegs "Lügenerzähler", die aus egozentrischen Motiven religiöse Märchen ersinnen, sondern innovierende Interpretatoren, die das unverstanden An-Wesende zu binden vermögen; es ist die Bindungskraft der religiösen Innovatoren, die ihren Interpretationen Geltung verschafft. Diese Bindungskraft folgt daraus, daß religiöser Mythos und die evolutionäre Kernfunktion entsprechend der Vermögensstufe zur Deckung gebracht werden: Erhaltung und Steigerung finden sich in den Religionen des Verstandes in dessen Prinzipien Nutzen, Macht und strikte Rangordnung wieder und ebenso in den Religionen der Vernunft als "das Gute", Idealität und Wesensgleichheit.

Auf allen Religionsstufen und in jeder geschichtlichen Epoche finden wir solche wirkungsmächtige "Heilige", die in einer besonderen Beziehung zum Numinosen zu stehen scheinen und ihrer Mitwelt den funktionierenden Bezug zu jenem versichern sollen. In der Nachfolge solcher Innovatoren entstehen die Priesterkasten, die für die jeweilige Gesamtheit den Dienst am Numinosen übernehmen und daher zunächst bereitwillig von der Allgemeinheit mitversorgt werden. Natürlich liegt hier der Mißbrauch nahe, und daß nach der Übernahme der innovierenden Interpretation in die Tradition sich auch ganz andere Typen der geistlichen Führerschaft zu ureigenen Zwecken zu bemächtigen vermögen, ist unter Menschen eine bloße Selbstverständlichkeit und zeigt sich in der Nachfolge der herrschaftsbegründenden Führerpersönlichkeiten in gleicher Weise: welcher wirklich große Herrscher findet schon den Nachfolger, den er sich wünschte?

1. Formen der Verstandesreligionen

a) Stammesreligionen: Animismus, Totemismus, Schamanismus

All diese ersten Formen der Religion werden hervorgebracht von der Rezeption des Verstandes; Verstand bedeutet die Ver-Ständigung der Dinge als Dinge: die Dinge werden in der zusammenfassenden Konditionierung und Benennung der Träger von Wirkungen zu Stande gebracht. Der erwachende Verstand reagiert auf die Wahrnehmung von ihn umgebenden Wirkungsträgern, von denen er in vielfältiger Weise abhängig ist und versucht, sich mit diesen Wirkungsträgern ins Benehmen zu setzen. Bedeutsamste Faktoren werden naturgemäß dabei die Grundbedingungen der eigenen menschlichen Existenz sein, nämlich Geburt, Tod und Nahrungsabhängigkeit, denen sich der Mensch unaufhebbar ausgesetzt erfährt, und die analog zur natürlichen Erfahrung auf Wirkungsträger zurückgeführt werden müssen. Diese Urerfahrungen bilden den Ursprungsgrund aller Fruchtbarkeits- und Bestattungsriten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verdanken sich diesen numinosen Motiven auch die berühmten Höhlenzeichnungen der Steinzeitmenschen, die Ausdruck der Abhängigkeit von animistisch-natürlichen Mächten und deren Beschwörung sind: Religion und Kunst entstehen zur selben Zeit und aus dem gleichen Motiv. Mensch und Natur sind in der Ent-Deckung der Dinge noch in mythisch-mystischer Einheit verbunden; alles Seiende, das der erwachende Verstand über die Sinne wahrnimmt, ist von der regierenden Empfindung her aufeinander bezogen: wie das Kind erlebt sich der Mensch zunächst als Subjekt unter Subjekten, das seine emotionale Erfahrungsweise fraglos auf alles andere Seiende überträgt. Alle diese Religionsformen sind daher bestrebt, wie es etwa die bis heute existierende Religion der Indiander zeigt, mit der Natur in Übereinstimmung zu leben. So gesehen dürfte der Animismus, der an die Beseeltheit der ganzen Natur glaubt, die früheste Form von Religion gewesen sein, weil der Mensch zunächst in einem unwillkürlichen Reflex die Weise seiner lebendigen und emotionalen Selbsterfahrung auf alle anderen Dinge überträgt.(3)

b) Volksreligionen

Der erste Bruch erfolgt durch die Leitungsübernahme des Verstandes: die numinose Interpretation verwandelt sich dadurch grundlegend, der numinose Bereich wird nunmehr mit ganz anderen Attributen ausgestattet als vorher durch die Emotio: der sich als Verstandeswesen selbst erfahrende Mensch macht dieses sein neues Selbstverständnis zur Grundlage einer anderen Sicht des Numinosen, indem diesem nunmehr das Maximum der Vermögensqualitäten des Verstandes zugeschrieben wird. Gleichzeitig wandelt sich die Gestalt des Numinosen, das je nach Veranlagung zur Reflexion seitens der religionsbildenden Völker zu unterschiedlich gearteten Götter-Himmeln führt: bleibt im asiatisch-ägyptischen Raum eine größere Nähe zu den vorreflexiven Gestaltungen bestehen, indem die Götter in tierischer Gestalt auftreten, oder Tiere als heilig gelten, nehmen die Götter in den abendländischen Volksreligionen eine rein menschliche Gestalt an und erhalten Eigenschaften, in der die verstandesgemäßen Wesenszüge und Wirkungsfähigkeiten des Menschen maximiert sind, so etwa der Olymp der Griechen, der römische oder der germanische Götterhimmel. Gleichzeitig mit den Menschen ziehen auch die Götter um aus der Natur hinein in menschenerbaute Tempel: die Waldheiligtümer mutieren zu säulenumstandenen Hallen, die gerne als "Akropolis" erbaut werden, weil man schon immer auf Bergeshöhen sich den Göttern näher glaubte. In der Rückwirkung des Numinosen auf den menschlichen Bereich werden zugleich die Herrscher in den Bereich des Göttlichen erhoben, und so erbauen die Pharaonen ihre Ewigkeit erheischenden Pyramiden, und den römischen Kaisern werden Altäre errichtet.

Mit der einsetzenden Reflexion des Verstandes ist es nun nicht mehr die Natur, die das Bewußtsein der Menschen prägt, sondern die Kultur führt zur Herausbildung von Völkern und deren Sitten und Religionen. Die durchgeführte Reflexion des Verstandes, die sich etwa bei den Juden und vor allem den Griechen beobachten läßt, bewirkt eine Auflösung der Volksreligion und mit der Vernunftrezeption schließlich einen radikalen Bruch mit dieser: In Israel künden die Propheten ein neues Menschen- und Gottesverständnis, in Asien verwandelt Buddha die brahmanische Werkreligion, in Griechenland beginnt die Philosophie mit den Vorsokratikern.

2. Formen der Vernunftreligionen

a) Von der Volksreligion zur Weltreligion

Vernunft ist das eigenständig abstrahierende Ver-Nehmen der Dinge des Verstandes als Durchsicht auf ihr Wesen. In der Rezeptionsphase der Vernunft wird den alten Formen, also vor allem den Götterhimmeln, der neue Gehalt der Vernunft unterschoben, indem an die Götter (oder in Israel, das von Hause aus eifersüchtig auf seinen Einen Jahve hielt) die idealen Forderungen der Vernunft herangetragen werden. Schon bei Homer zeigen sich die Menschen ironisch verwundert über das allzu menschliche Verhalten ihrer Götter, der Mensch ist es, der sein Ideal in der Kunst vergöttlicht und das Verhalten der Götter als ungerecht erfährt und sie daher selbst der moira, dem Schicksal, unterwirft. Dieses Aufdecken der Vernunft im Reflektieren der Sinnesdaten des Verstandes ist eine Eigenaktivät des lebendigen menschlichen Geistes auf der Basis neuronaler Evolution: die Wesenserkenntnis der Vernunft überlagert sich – wertmäßig wie neuronal-funktional – der Dingerkenntnis des Verstandes; in der Erkenntnis des "wahren Wesens", das die Griechen mit dem "Sein" verwechselten, erhält das Seiende einen völlig neuen Wert. Sokrates, der Gottlosigkeit angeklagt, muß sterben, weil er die "wahre Tugend" der Vernunft sucht und damit das Selbstverständnis seiner vom Verstand geprägten Mitwelt stört. Platon will die falschen Märchen von den Göttern, wie sie etwa im Homer enthalten sind, verbieten, weil im neuen Licht der Vernunft dem "einen, wahren Gott" solch schmählich-menschliche Eigenschaften nicht angedichtet werden dürfen. Die Folie des Göttlichen ist nun nicht mehr der dinghaft in seine Umwelt gestellte Mensch, sondern das Wesen des Menschen, wie es sich der Vernunft zeigt, das in seiner vollendeten Idealität mit dem Göttlichen identifiziert wird: die "Idee des Guten".

Ausgangsbasis des Religiösen ist nicht mehr der Mensch des Verstandes und dessen Weltsicht, sondern das Wesen des Menschen aus der Sicht der Vernunft. Da sich der Vernunft alle Menschen als wesensgleich zeigen, wendet sich die Religion der Vernunft nicht mehr nur an einen bestimmten Stamm oder ein bestimmtes Volk, sondern sie versteht sich als Weltreligion, die Geltung für alle Menschen beansprucht.(4)

b) Die Leitungsübernahme durch die Vernunft – oder die Zeitenwende

Damit stehen wir am Ursprungspunkt aller heute noch gültigen Weltreligionen, also vor allem des Buddhismus und des Christentums (mit dem vergröbernden Nachläufer Islam), in dem dieser verwandelte Bezug zum Göttlichen existentiell erfahren wurde.

Grundlage ist wiederum eine aktiv-lebendige, kulturell-geistige Eigenbewegung, die zu einer entscheidenden Verwandlung des neuronalen Bestandes führt: nach der Rezeptionsphase der neuronalen Vernunftebene wechselt das existentielle Zentrum der Persönlichkeit auf diese Ebene über und übernimmt von hier aus die Leitung von Existenz und Interpretation; das "summum bonum", der Gott der Weltreligionen, erhält von hier aus sein Eigenleben.

Aus den in ihrer Vielzahl variierenden Göttern der Verstandesreflexion mußte mit der Leitungsübernahme der Vernunft notwendig der Eine Gott erstehen; Aristoteles drückt dies exemplarisch aus: "Überall, wo es ein Besseres gibt, gibt es auch etwas, das das Vollkommenste ist. Da nun unter den existierenden Dingen eines besser ist als das andere, gibt es folglich auch etwas, das das Vollkommenste ist, und dies ist das Göttliche."(5) Es ist die Dialektik und Dihairese der Vernunft, die in der Musterung des Datenbestandes des Verstandes zwangsläufig auf die allumfassende Einheit des Göttlichen stößt.

Von daher ist es dann nicht weiter verwunderlich, daß ausgerechnet die jüdische Religion zum Vorläufer des Christentums wurde; hatte das Judentum doch auf Grund seiner Geschichte sich bereits auf der Ebene der Reflexion des Verstandes mit seinem eigenen und einzigen Gott identifiziert, in dem es seine Identität durch alle äußerlichen Schicksale hindurch bewahrte. An diesen real existierenden Monotheismus konnte die Vernunftsicht auf das Göttliche nahtlos anschließen und ihn zu seinem eigenen Vorläufer erklären: der "Alte" und der "Neue Bund".

In gleicher Weise mußte sich auch die Art des Kultes verändern, in dem der Mensch mit der Gottheit verkehrt. In den Riten des Verstandes unterwarf sich der Mensch zunächst den unbeherrschbaren Mächten, indem er ihnen reale Opfer darbrachte; auf der Stufe der Verstandesreflexion und dessen Vermenschlichung des Göttlichen geriet der Kult zur verehrenden und dienenden Pflege gegenüber den Göttern. Galt es doch auf dieser Ebene, nicht den Zorn der Götter zu erregen und sie sich wohlgesonnen zu erhalten. Mit dem Wandel zum "summum bonum", in dem Güte, Allwissen, Allmacht und Ewigkeit zusammengedacht wurden, mußten alle allzumenschlichen Eigenschaften aus der Gottesvorstellung ausgeschieden werden, was notwendig zu einer Veränderung des Kultes führte. Denn wie sollten menschlich-diesseitige Werke einen derart erhabenen Gott beeinflussen? Die Werkreligionen des Verstandes wurden in ihrem menschlichen "Do, ut des"-Charakter und als der Gottheit unangemessen erkannt. Einem solchen allmächtigen Gott gegenüber konnte der Mensch von sich aus rein gar nichts tun, sondern er war allein auf dessen Gnade angewiesen ("sola gratia"). Nicht Verehrung und Pflege erwartete das "summum bonum" der Vernunft, sondern Glaube und Liebe ("sola fide"): die innerliche und vollständige Hingabe des Individuums, wo die Gottesverehrung vorher eine Gemeinschaftsaufgabe war.(6) Hier zeigt sich die heillose Kategorievermischung in allen Weltreligionen, wenn verehrende Gottesdienste abgehalten werden, wenn man zu sogenannten Heiligen pilgert (als ob Menschen darüber zu richten vermöchten, was "heilig" ist!), oder gar in der unsäglichen und heidnischen Marienverehrung der katholischen Kirche, zu der sich der mythische Aberglaube an die "Große Urmutter" stilisiert hat. Wenn man sich jedoch durch diese Vermischungen zwischen Verstandes- und Vernunftreligion, wie die meisten rationalistischen Kritiker, den Blick auf das eigentlich Neue verstellen läßt, wird man die evolutionäre Entwicklung gerade auch in der Religion übersehen.

Durch den Wechsel der Leitungsfunktion vom Verstand in die Vernunft gerät der Mensch, wie alle Weltreligionen zeigen, im Diesseits ins Unheil, das Heil wird jenseitig (Paradies, Nirwana). Der innere Grund dieser Tatsache ist, daß das "Heil" nun nicht mehr wie auf der Verstandesebene als Nutzen und Macht oder als emotionales Glücksgefühl erfahren wird, das als solches grundsätzlich vorhanden und im Diesseits möglich ist, sondern daß "Heil" jetzt mit der Idealität der Wesensschau der Vernunft identifiziert wird. Diese Idealität läßt sich jedoch, wie die Vernunft allzuschnell erfährt, in der Realität nicht erreichen, und so muß das "wahre Heil" ins Jenseits verlegt werden, das Diesseits wird zum Jammertal, das es etwa nach der Lehre des Buddha möglichst schnell zu verlassen gelte – die Vernunft erlebt das Diesseits als unaufhebbares Un-Heil und setzt im Moment ihrer Leitungsübernahme diese einseitige Erfahrung an die führende Stelle ihrer Weltsicht.

II. Das Opfer

Religionsgeschichte war immer und ist bis heute vor allem eine Geschichte des Opferns: der Versuch, mittels des "do, ut des" die unbeherrschbaren Mächte zu beeinflussen, und so verläuft die Geschichte des Opferns direkt parallel zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes.

Im Fetischismus und Animismus denkt sich der Mensch die ganze Natur beseelt; in Baum, Stein oder Tier walten geisterhafte Mächte, mit denen es sich ins Benehmen zu setzen gilt. Werden Tiere, denen sich der Mensch des rezipierenden Verstandes angesichts deren spezialisierter Fähigkeiten eher unter- als überlegen fühlt, als höhere Wesen verehrt, oder werden diese gar als Ahnherren des eigenen Stammes betrachtet, handelt es sich um Totemismus. Im Totenkult werden die Seelen der Verstorbenen verehrt, die nicht untergehen, sondern vom Menschen des Verstandes als gegenwärtig (etwa im Traum) gesehen werden, und die, wenn Bestattung und Verehrung vernachlässigt würden, den Lebenden zu schaden vermögen (Dämonen, Gespenster). Bis in die Gegenwart werden etwa in einigen afrikanischen Naturreligionen den Geistern der Ahnen eigene Areale vorbehalten, deren Betreten durch Fremde einen Tabubruch darstellt, der schlimme Folgen nach sich ziehen soll. Und noch im Griechenland der klassischen Zeit ist ein solch dämonischer Seelen-Kult das Hauptmotiv für die Adoption im Falle von Kinderlosigkeit, um die diesseitige "Betreuung" der Seele nach dem Tode sicherzustellen. Den griechischen Stammesreligionen gegenüber ist die homerische Religion eine höfische Adelsreligion des reflektierenden Verstandes, die als mythische Nationalreligion zwar die aus Fetischismus, Totemismus und Totenkult herstammenden Riten im Volk überdeckte, aber natürlich ebenso wenig verdrängen konnte, wie die christliche Religion das heidnische Denken aufzuheben vermochte, sondern sich vielmehr diesem in der Übernahme solcher Riten anpassen mußte. Alle diese Kulte waren mit Opfern verbunden, deren Formen sich im Laufe der Zeit, bedingt durch die Entwicklung des Verstandes, stark veränderten. Was bewirkt diese Qualitätsänderungen des Opfers?

Wenn der Mensch stärkeren Mächten, als er es selbst ist, opfert, so tritt ein solches Verhalten mit Sicherheit nicht sofort beim Übergang vom Tier zum Menschen hervor – kein Tier "opfert". Vielmehr wird Form und Gegenstand des Opfers eine zur Auswicklung des Verstandes parallele Geschichte haben. Dies zwingt sofort zu der überraschenden Erkenntnis, daß das Opfer nicht immer "milder" im Lichte des zunehmenden Verstandes wurde, sondern ganz im Gegenteil wird erst der Manierismus eines entwickelteren Verstandes solche Opferrituale wie etwa bei den Azteken hervorbringen. Diese Linie wird also keine sich abschwächende, sondern zunächst eine ansteigende sein, was die Ausdifferenzierung der Opferhandlungen anlangt. Das Menschenopfer, das sich auch noch im Griechenland der klassischen Zeit, möglicherweise sogar bis ins 2. Jh. nC (7) findet, steht so gesehen sicherlich nicht am Anfang dieser Entwicklung, sondern ist deren späte Folge.

Der Mensch tritt als Tier in die Welt, und die längste Zeit seiner bekannten Entwicklungsgeschichte ist er Tier (homo habilis, homo erectus); es ist ein langsamer und langer Prozeß, bis der Mensch die ersten Formen dessen hat und ist, was wir Verstand nennen.(8) Die geschichtlich längste Phase des Menschen ist diejenige, in welcher sich jene Schicht (Neokortex) herausbildete und neuronal in der Phylogenese vernetzte, welche die Grundform des Verstandes ausmacht. In all dieser Zeit kann es gar kein Opfer geben, weil der Mensch sich nicht als Ich hat. Opfern setzt das Bewußtsein voraus, daß von irgendwoher "gegeben" wird, also die Subjekt- und Objekttrennung und damit Sprache als tragende Grundlage des Denkens einer solchen Trennung. Die erste Form des Opfers wird immer ein Tausch sein: aus der Erfahrung und um der Vorwegnahme der Erfahrung willen, daß der Mensch Gegebenheiten ausgesetzt ist, mit denen er sich ins Benehmen setzen muß. Auch noch das Opfer ist Kommunikation, wie sämtliche Verhaltensweisen und Handlungen alles Seienden, und diese Kommunikation beruht auch hier auf aktiver und passiver Bezogenheit. Somit muß nach der groben Kausalität des erwachenden Verstandes jedem Gegebenwerden, jeder Gegebenheit, ein Geben entsprechen. Das Opfer wird sich als kommunizierende Handlung an dem Punkt herausbilden, wo eine erste Scheidung der Bezogenheiten in der Weise bewußt gelingt, daß es Bezüge gibt, die sich mit dem Verstand direkt gestalten lassen und solche, die sich einer direkten Einwirkung entziehen. Letztere werden Gegenstand des Opfers werden, um sich dennoch mit solchen Wirkungsbezügen, denen man passiv ausgesetzt ist, ins Benehmen zu setzen und sie indirekt zu beeinflussen. Je weiter die Sachherrschaft des Verstandes reicht, desto mehr nimmt die funktional richtige Kausalität zu, und desto mehr konzentrieren und erhöhen sich die nicht direkt beeinflußbaren Bezüge. Das Opfer entsteht also an der Stelle, wo sich dem Verstand innerhalb der Immanenz diese selbst in zwei Bereiche, zwei Welten teilt – zwei Welten bereits in der Dingwelt des Verstandes, welche dann durch die Vernunft in Immanenz und Transzendenz geschieden werden. Die zunehmende Erhöhung der nur indirekt beeinflußbaren "Mächte" und deren Konzentration folgt aus der Zunahme der Beherrschbarkeit; je mehr der Verstand seine eigene Herrschaftsmacht kennen- und schätzen lernt, desto höher muß er notwendig diejenigen Mächte ansetzen, die er nicht zu beherrschen vermag. Die Erhöhung des Bezugspunktes des Opfers verändert so die Opfergabe und den Modus des Opfers als Äquivalent der Gegebenheiten. Bis zum Erreichen der Reflexion des Verstandes wird ein Anstieg der "Qualität" des Opfers anzunehmen sein, wohingegen nach der Reflexion die Qualität in zunehmendem Maße symbolisch (und damit "humaner") wird, wie die weitere Erhöhung die unbeeinflußbaren Mächte symbolisch werden läßt.

So, wie sich die Qualität des Numinosen durch die Rezeption der Vernunft verändert, wird diese Tatsache auch zwangsläufig zu einer neuen Qualität des Opfers führen: das Gottes-Opfer in Christus. Die selbstaktive Vernunft opfert in ihrer Leitungsübernahme und dem dadurch bedingten Umschlagen vom Heil ins Unheil zuletzt den Gott sich selbst. Die Christologie läßt sich auch so ausdeuten, daß nicht mehr der Mensch dem Gott, sondern die Vernunft den Gott auf ihrem Altar dem Menschen opfert. Ist das "wertvollste" Opfer des Menschen des Verstandes der Mensch selbst, wenn etwa die "Erstlinge" dargebracht werden, so kann die Erlösung der Vernunft nur noch im Opfer Gottes gefunden werden. Und nicht der Gott entscheidet über die Annahme und Gottgefälligkeit des Opfers, sondern der Mensch ist es, der das Opfer annehmen muß! Das Blut Gottes, vergossen für die heillose Menschheit... Welch eine Anthropozentrik der Vernunft selbst noch in der Hochreligion, wenn die Menschheit den Einen Gott an ihr Kreuz schlägt.

III. Jesus, das "Missing Link" der Christenheit

Die Unterordnung des Christentums unter den Evolutionsgedanken erübrigt es, dieses ständig aus der Antithese heraus zu diskreditieren, und erlaubt es, es in allen seinen Facetten zu betrachten. Jede Innovation hat ihre guten und schlechten Seiten, insbesondere wenn sich Menschen solcher Innovationen bedienen; das gilt von der Benutzung eines Hammers als bauendes Werkzeug und als zerstörende Waffe ebenso wie für die christliche Lehre.

So sprechen all die schlimmen Dinge, die dem Christentum von seinen rationalistischen Kritikern vorgeworfen werden – also die mißbräuchliche Beherrschung und Ausnutzung der Mitmenschen, zumal unter Anwendung von auch sehr unchristlichen Mitteln –, doch eine deutliche Sprache: daß es hier um Macht geht, und zwar um jene potestas, wie Menschen entsprechend ihrer Kategorialität das Leben sowohl zu bestehen als auch zu erhöhen vermögen.

Das Christentum bedeutet mithin ein geistiges Mittel der Vernunft, die fitness des Einzelmenschen im struggle of life zu erhöhen, was ganz einfach daran abzulesen ist, daß es seit 2000 Jahren und von vielen auch heute noch als ein Überlebensmittel bzw. Herrschaftsinstrument (katholische Kirche) angewandt wird. "Was Überlegenheit verleiht, setzt sich durch", so ließe sich der Hegel’sche Satz "Was wird, ist vernünftig" in evolutionärem Sinn abwandeln. Wer aber möchte behaupten, das Christentum habe sich in seiner Geltungssphäre nicht durchgesetzt?

Das Christentum ist keine "göttliche Offenbarung", sondern eine von mehreren Menschen, vor allem Jesus und Paulus, begründete Innovation. Mit ihr wurde die auf dem Verstand basierende und verbrauchte Geisteshaltung der Antike (Polytheismus, Dämonenglauben, Mysterien-Kulte u.a.) mittels der Vernunft transzendiert:

– die neuen Gedanken der griechischen und römischen Philosophie – Platon/Aristoteles, Stoa und Neuplatonismus – wurden damit zu einer neuen existentiellen Sicht gebündelt.

– gleichzeitig war diese neue Lehre so anpassungsfähig (!), sich allen Kategorien der Menschen zu öffnen. ("Meines Vaters Haus hat viele Wohnungen.")

Ist es das Kennzeichen der Evolution, durch materielle Funktionserhöhung qualitative Überlegenheit zu bewirken, so teilt die Entstehung der christlichen Lehre noch einen anderen Gesichtspunkt mit der Evolution, denn auch am Christentum läßt sich das Problem des missing link demonstrieren. Bekanntlich fehlen uns bei vielen Artübergängen die eigentlich innovierenden Lebewesen in der Artenreihe. Wir sind daher als evolutionär denkende Menschen froh, daß wir über den Archaeopteryx verfügen, an dem sich der Übergang vom Saurier zum Vogel nachweisen läßt. Betrachten wir vor der Anwendung dieses Gedankens auf das Christentum vorher noch die technische Innovation. Wer würde angesichts der heutigen Fähigkeiten des Telefons auf den Gedanken kommen, daß diese Innovation einst bei Philipp Reis mit einer Stricknadel begann? Oder wer hielte es für möglich, daß die Geräte zur Tonspeicherung eines Edison die Vorläufer der heutigen CD-Geräte sind?

Dies will besagen: den "missing links" sieht man es in den meisten Fällen, sei es in der natürlichen oder in der technischen Entwicklung, auf den ersten Blick gar nicht an, daß sie die eigentlichen Innovationserzeugnisse sind! Aus diesem Grund wie auch wegen ihrer geringen Zahl können sie in der biologischen Evolution kaum gefunden werden. Im übrigen wird die entscheidende "Mutation", mit der das Neue in die Welt tritt, selbstverständlich noch nicht in ihrer Vollkommenheit auftreten, sondern ihren Höhepunkt erst in der weiteren Ausdifferenzierung der Innovation erreichen.

Wenden wir diesen Gedanken auf die geistige Innovation "Christentum" an, so sehen wir hier genau das gleiche Phänomen. Es trat, basierend auf der prophetischen Vorläuferschaft, namentlich des Johannes des Täufers, mit Jesus als eine transzendierende Innovation in die Welt, der, so gut er konnte, diesem Neuen Ausdruck zu geben versuchte, dabei notwendig in vielem mißverstanden und deshalb auch noch schlecht überliefert wurde(9) ("Evangelisten"). Als "Neuer Bund" in bewußter Entgegensetzung zum "Alten Bund" war das Christentum damit zwar als neue existentielle Haltung der Vernunft da und wirkte in einem kleinen Kreis ("Urgemeinde"). Aber es bedurfte erst noch der Genialität eines Paulus, den die Erkenntnis, was für ein Mittel der Menschheit damit an die Hand gegeben war, im Wortsinne umwarf. Vor allem er, aber auch die späteren Kirchenväter, unter denen Augustinus hervorzuheben ist, verschmolzen die rationale Helle der griechischen Philosophie und die existentielle Haltung eines Jesus zu einem System, in dem Wissen und Glauben über Jahrtausende versöhnt erschienen.

Was genau aber machte den Saulus zum Paulus? Es war die innerliche Erfahrung einer Verwandlung: das Ergriffen-Werden vom "Geiste" in der existentiellen Leitungsübernahme durch die Vernunft, also vor allem auch eine neuronale Umstellung, in der er sich in einer neuartigen lebendigen Konzentration und Wesentlichkeit erfuhr. Dieser Übergang der existentiellen Leitung an die Vernunft erlaubte eine neue Freiheit und Eigenständigkeit gegenüber den äußeren Mächten bis hin zur Standhaftigkeit der Märtyrer, die sich für ihren Glauben opferten. Diese neue Kraft des Innern gegenüber dem Äußern verstand die hellenistisch geprägte Umwelt nicht, und so wurden bereits damals die Christen etwa von Celsus als verrückt bezeichnet – was in einem gewissen Sinn auch durchaus berechtigt war: denn das existentielle Zentrum des christlichen Denkens war "ver-rückt" vom Verstand in die Vernunft – und diese existentielle Bewegung deckte sich genau mit dem rationalen Hauptergebnis der griechischen Philosophie: daß dem wesentlichen Sein der Vorrang vor dem zufällig Seienden gebührt.

Als derjenige, mit dem diese neue existentielle Möglichkeit für die abendländische Tradition herrschend in die Welt trat, läßt sich jener vielgeschmähte und hochverehrte Jesus als eine Art missing link in der geistigen Evolutionsgeschichte des Menschen auffassen, denn wir wissen kaum etwas Verifizierbares über ihn. Wenn wir aber bei Funden von Kieferteilen oder gar nur Fußabdrücken von Hominiden auf deren Menschentum und Gehirngröße schließen, so muß es umso mehr erlaubt sein, aus den in den Evangelien und in der sonstigen Überlieferung vorhandenen Bruchstücken den Menschen Jesus und seine eigentliche Lehre zu ermitteln.

Im übrigen befindet sich jeder Religionsbegründer in einer ganz ähnlichen Lage wie etwa jeder große Wissenschaftler: er bringt eine Innovation, welche die bisherigen Anschauungen umstürzt und den Menschen neue Einsichten an die Hand gibt. Ob und wie sie diese übernehmen, liegt nicht in der Macht des Innovators, und auch nicht, was sie daraus machen; so ließe sich der Satz Russell’s, daß "alle bekannten Religionen sowohl unwahr als auch schädlich sind", durchaus auch direkt auf die Wissenschaft anwenden: "unwahr" sind die Wissenschaften, insofern sie keine "Naturgesetze" bieten, wie sie behaupten, sondern ausschließlich theoretische Interpretationen von sich wiederholenden Geschehensabläufen unter bestimmten Bedingungen. Unwahr sind sogenannte Naturgesetze aber auch deshalb, weil sie – wie auch die Religionen – immer nur vorläufig gültig sind, bis sie durch neue Einsichten oder neue Interpretationen umgewälzt werden. Und mehr Schaden als die Wissenschaft mit ihren vor allem auch zur Waffentechnik bis hin zur Atombombe und zur Umweltzerstörung tauglichen Erfindungen hat die Religion wohl auch nicht hervorgebracht. Es kommt in beiden Fällen darauf an, was der die Innovation übernehmende Mensch damit anfängt.

IV. Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Vernunft und der christlichen Lehre

In dieser Hinsicht ist es aufschlußreich, zunächst die verschiedenen Weltreligionen sowohl auf ihre Verwandtschaft wie auch im Hinblick auf ihre Unterschiede zu betrachten und dies in Bezug zur Entstehung der Philosophie zu setzen:

Die Ausgangslage ist für alle Weltreligionen gleich; ihre Basis bildet jeweils eine durchreflektierte Werkreligion des Verstandes: hier die bis ins kleinste ausgeklügelten Vorschriften des Judentums, dort die indisch-brahmanische Priester-Religion. Gegen diese formelhafte und erstarrte Religionsausübung geht die lebendige Rezeption der Vernunft an; was sich in Indien und Israel in geistlicher Hinsicht zeigt, läßt sich sowohl zeitlich wie funktional mit der geistigen Entwicklung der Vernunft in Griechenland zusammendenken, wo die gleichen Grundgedanken die rationale Weltsicht verändern.(10)

Zentrale Basis für diese Bewegung ist, daß sich im Menschen etwa gleichzeitig in verschiedenen Weltgegenden, jedoch an unterschiedliche Traditionen anknüpfend, im Wege der evolutionären Entwicklung der Neokortexvernetzung die Rezeption der Vernunft meldet. Neben der hergebrachten und durchreflektierten Interpretation durch den Verstand wird eine neue und andersartige Weltsicht möglich, die gegenüber der Verstandesperspektive als höher aufscheint. Damit stehen wir am eigentlichen Ausgangspunkt: dem Schein und dem Sein. Offenbar, urteilt die rezipierende Vernunft, ist alles, was die Sinne im Verein mit dem Verstand zeigen, lediglich Schein; "wahres Sein" vermag sich nur aus der Interpretation der Vernunft zu ergeben. Das Problem der Propheten, Buddhas und des Parmenides ist das nämliche: sie alle wollen aus der unlebendigen und scheinhaften Formelhaftigkeit des durchreflektierten Verstandes ausbrechen, sie alle sind auf dem Weg "nach Innen", auf der Suche nach dem neuen Zentrum der Vernunft. Aus der unterschiedlichen Ausgangslage heraus werden dabei notwendig verschiedene Konsequenzen gezogen:

1. Das Judentum

Der Jahve des AT ist zunächst ein vollständig dämonischer Gott, in dessen Begriff auch das Satanische, Regellosigkeit, Spontanität und Grausamkeit liegen. Dieser Gott ist vor allem ein un-heimlicher Gott. Doch seit dem 8./7. Jh. vC treten die Propheten(11) auf und werfen dem Volk Israel einen Abfall von Jahve vor. Dabei gehen sie aber in Wirklichkeit von einem völlig anderen Gottesbild aus als die jüdische Nationalreligion vordem, die sich im "do, ut des" des Kultischen erschöpfte. Echte Frömmigkeit und sittliches Verhalten wird verlangt anstelle ritueller Pflege: "Ich hasse, verwerfe eure Feste und kann nicht riechen eure Festversammlungen... Fort von mir mit dem Geplärr eurer Lieder." (Amos 5,21) Statt dem Zorn Jahves und seiner Rache heißt es nun: "Ich mache Recht zur Richtschnur und Gerechtigkeit zur Waage." (Jes. 28,17) Den Qualitätswechsel im Gottesbild zeigt Hosea 14,5: "Heilen will ich ihren Abfall, will sie aus freien Stücken lieben."

Für das schicksalsgebeutelte Volk der Juden, dessen "babylonische Gefangenschaft" erst 539 vC mit der Rückkehr nach Palästina endete, stand dagegen naturgemäß im Vordergrund die Wahrung der nationalen Identität, die Leiden wurden als Strafe Gottes für ein fehlerhaftes Gottesverhältnis gedeutet, das nur durch einen Messias wieder zurechtgerückt werden konnte, der im Gegensatz zu den Aussagen der Propheten vor allem die weltlichen Dinge in Ordnung bringen sollte. In Abwehr des prophetischen Geistes, der schließlich in Jesus und dessen Ablehnung aller Kult- und Werkfrömmigkeit gipfeln sollte, wurde das Judentum zu einer reinen Buchreligion (Thora), dessen Lehre 75 vC kanonisiert wurde. Ich denke, wir sehen hier die israelische Variante einer semitischen "Weltreligion", wie sie sich ganz parallel im arabischen Islam mit dem Koran gestaltete als buchbegründete und Buchstaben-Religion mit bis heute frappierenden und in ihrer fundamentalistischen Form teilweise erschreckenden Ähnlichkeiten.

2. Der Buddhismus

Im Zusammenhang mit der hergebrachten und unseligen Wiedergeburtslehre verwirft Buddha (560-480 vC) alles diesseitig Seiende als bloßen Schein, "wahres Sein" ist für ihn nur nach dem Ausscheiden aus dem Kreislauf des Seienden im Nirwana möglich. Damit gelangt ein negativer und resignierender Akzent auf die Diesseitsexistenz, deren einziger Sinn nur ihre Aufhebung im Nichts ist – ein typisches Überziehen der rezipierenden Vernunft, die das Wesen der Dinge wichtiger nimmt als die Dinge selbst – negativer Idealismus. Interessant ist aber, daß etwa mit der Zeitenwende auch im Buddhismus der Erlösungsgedanke auftaucht:

Der von Buddha selbst gestiftete Theravada-Buddhismus (das "kleine Boot") wollte zwar eine Universalreligion sein, war aber doch nur durch Asketen realisierbar. Übrigens mußten Nonnen in dieser Form des Buddhismus zuerst als Mönche wiedergeboren werden, um das Nirwana zu erreichen... Nun tauchte aber im indischen Hinduismus mit einem Mal ein persönlicher, alleiniger und allmächtiger Weltenherrscher auf, Ishvara (Herr), und erstmalig erscheint in Indien die Liebe (bhakti) als Haltung diesem Gott gegenüber samt der Erlösung durch Gnade. Dieser Gedanke eines liebevollen Herren und der Erlösung beeinflußte den Buddhismus, in dessen "kleinem Boot" die Erlösung aller Menschen nicht mitbedacht war. Und so übernahm man im Mahayana ("großes Boot") die Gestalt des numinosen Heiland als Bodhisattva, zu der natürlich vor allem Buddha selbst avancierte, "der die Wiedergeburt in seinem Paradies des Reinen Landes im Westen denen schenkt, die an ihn glauben."(12) Erst durch diese Öffnung konnte der Buddhismus zu einer wirklichen Weltreligion werden, und so findet sich hier auch das "sola fide" des Paulus und Luthers wieder: "Daß man aber in dieses Land geboren wird, ... das ist nur dies, ob einer Glauben hat an diese Verheißung Buddhas oder aber solchen Glaubens ermangelt." wie auch das "sola gratia": "Was uns unwerte Geschöpfe, so bar alles eigenen Vermögens, uns, deren Wissen so armselig, und deren Tun so unzulänglich, was uns gleichwohl instand setzt auf das Schnellste von dieser Welt loszukommen, und unsere Seelen zu der reinen Wohnstadt zu fördern, das ist einzig und allein die Gnade..."

3. Die griechische Philosophie

Den "regulären" Weg der Vernunftrezeption finden allein die Griechen, begünstigt durch ihre Situation. Sie bewegen sich kolonisierend in allen kulturellen Zentren der damaligen Welt, kommen damit notwendig mit den verschiedenen Vorstellungen und Wissensbeständen in Berührung – und aus dieser "Kreuzung" ersteht das Dialektische, das über die Naturphilosophie, die das Wesen der äußeren Dinge sucht, zur Sophistik führt, die sich zwischen dem Führungsanspruch von Verstand und Vernunft noch nicht zu entscheiden vermag. Dies leisten erst Sokrates, Platon und Aristoteles in der Dihairese, die im positiven Idealismus die Weltsicht des Verstandes umstürzen und so die rationalen Voraussetzungen für das Christentum schaffen.(13) Dieser positive und weltzugewandte Idealismus wird zur Grundlage der Weltsicht des "Abendlandes" im Gegensatz zur Weltabgewandtheit des vom Buddhismus beherrschten Asien. Wir sehen hier, wie die Ausformung bestimmter Grundgedanken die Mentalität ganzer Völker unterschiedlich zu prägen vermag. Wo Buddha das Sein mit dem Nichts identifiziert, warnt Parmenides genau vor dieser Konsequenz: "Man soll es aussagen und erkennen, daß es Seiendes ist; denn es ist [der Fall], daß es ist, nicht aber, daß Nichts [ist]... die nichtwissenden Menschen ... treiben dahin, gleichermaßen taub wie blind, verblüfft, Völkerschaften, die nicht zu urteilen verstehen, denen das Sein und Nichtsein als dasselbe und auch wieder nicht als dasselbe gilt ..."(14)

Es sind in der gesamten kulturell in Verbindung stehenden Welt die gleichen Gedanken virulent, weil sich die Rezeption der Vernunft Bahn bricht, und schließlich die Wesensgleichheit des Menschen zur Grundlage des Denkens wird.

4. Das Wesen der christlichen Lehre

a) Zur "Dreieinigkeit"

Die verschiedenen Häresien in der Frühzeit des Christentums zeigen, daß sich das hergebrachte "natürliche Denken" an der Ausgestaltung des Gottesbildes sehr bald stieß, und daß die "einzig wahre Lehre" erst noch festgestellt werden mußte:

– Schon im frühen 2. Jahrhundert gründete die dualistische und in vielem dem Neuplatonismus ähnelnde Gnosis die Erlösung nicht auf Christus, sondern auf den Besitz von Erkenntnis. So werden Pythagoras, Platon und Aristoteles gleichrangig neben Christus verehrt, wie Irenäus um 180 nC schreibt.

– Zur selben Zeit erkannte Marcion das Radikale des Umbruches im Gottesbild und arbeitete den Gegensatz zwischen dem alttestamentlichen Jahve und dem neuen Gott des Christentums heraus. Seine Lehre vom "fremden Gott" wurde als Häresie abgewiesen, da er in seiner Auslegung des Christentums sich bewußt dem "AT" entgegensetzte, wo dessen Gründer Jesus dies Hergebrachte unter Berufung auf die Propheten als Basis beibehielt und im "Neuen Bund" umschmolz.

– Der Manichäismus, zurückgehend auf den Perser Mani (216-276), vereinigte einen radikalen Dualismus zwischen "Licht und Finsternis" mit Elementen der Gnosis, des Christentums und des Buddhismus. "Gut" und "Böse" werden als unvereinbare Gegensätze geschieden.

– Arius sträubte sich im 4. Jahrhundert gegen die "Wesensgleichheit" zwischen "Vater und Sohn" und faßte Jesus als Werkzeug Gottes auf. Offenbar konnte sein Verstand nicht ganz zu Unrecht mit dem auf Erden wallenden Gott nichts anfangen. Aber zunächst ging es um die Ausgestaltung des Gottesbildes durch und innerhalb der Vernunft, unabhängig vom Verstand und gestützt allein auf den Glauben, und so siegte zuletzt mit den Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) eine Ausgestaltung der Lehre, die durchaus den Tatsachen der vernunftgemäßen Ausformung des menschlichen Geistes Rechnung trägt:

– Am wichtigsten ist zunächst das neue Gottesbild: die allumfassende, rational nicht erfaßbare Gottheit als diejenige Macht, von der alles aus- und zu der alles zurückfließt. Darin drückt sich die Einheit alles Seienden und dessen Bezug aus, sein Woher und Wohin – Fragen, deren Beantwortung ein Bedürfnis des menschlichen Geistes ist, und auf die er aus sich selbst keine Antwort findet. Ewigkeit, Allmacht und Allwissen werden dem Einen Gott von der Vernunft in der Überhöhung ihrer selbst zugeschrieben, die sich gleichzeitig der Unerfaßbarkeit Gottes bewußt bleibt.

– Sodann die Verbindung zwischen Mensch und Gottheit, zwischen Endlich und Unendlich in Jesus, dem "Sohn": soll der Mensch nicht bei der Selbstvergottung enden, bedarf er zwischen sich und der Gottheit eines Mittlers. Denn wenn der Mensch "Gott" aus sich selbst, aus eigener Kraft erkennen könnte, so wäre er mindestens gottgleich, insofern eine richtige Erkenntnis nur aus einer zumindest ebenbürtigen Warte möglich ist. Da Gott aber die unerfaßbare All-Einheit ist, sind die Menschen auf eine Vermittlung der Erkenntnis Gottes durch diese Gottheit selbst angewiesen – nur von ihr selbst aus als dem immens überlegenen Zentrum kann sowohl individuell der Anstoß wie insgesamt ein Wissen von der Gottbezogenheit des Menschen in die Welt gelangen.

– Um diese immense Differenz zwischen Gott und Mensch zu überbrücken, bedarf es aber nicht nur des Mittlers für die Lehre des Christentums an sich, sondern auch eines besonderen Mediums für den individuellen Kontakt des Gläubigen mit jenem Göttlichen. Stellt diese Lehre doch als erste den Menschen individuell Gott gegenüber. Die Einung zwischen Gott und Mensch kann jedoch nicht in einem weltlichen, immanenten Medium vor sich gehen, etwa im Denken des Menschen, welches sein eigenes höchstes Licht ist; dieses vermöchte die göttliche Be-Geist-erung weder zu erlangen noch zu erfassen. Vielmehr bedarf es dazu einerseits eines "unerforschlichen göttlichen Motives", warum überhaupt die Gottheit jenen Kontakt herstellt: dies ist die "Gnade", sowie eines eigenen "elektrischen Feldes" als eines dem menschlichen Geist in Form der Ratio überlegenen und qualitativ anderen Mediums: dies ist bezeichnet als "heiliger Geist".

Hebt man nur auf die metaphysische Perspektive der Vernunft ab, so entspricht diese Sehweise der "Trinität" durchaus der eigenen Logik der Vernunft, die damit die Erfahrung ihrer eigenen Lebendigkeit an die oberste Stelle setzt. Die Funktion der Ratio, wie sie uns zu eigen ist, muß, um sich zu etwas ins Verhältnis setzen zu können, dessen Einheit auflösen und in ein für diese Ratio verstehbares Bild zerlegen, bleibt sich aber im Glauben trotz dieser Zerlegung auf der rationalen Ebene im höheren Medium eines spirituellen und existentiellen Bezuges dieser Einheit bewußt. Das Mysterium der Einung mit der Gottheit wird in der "Gotteskindschaft" völlig neu gedeutet als existentielles Setzen auf die Weltsicht der Vernunft, daß alle Menschen gleichen göttlichen Wesens seien. Jeder Mensch kann, indem er "in sich selbst Gott gebiert" und damit selbst "Sohn Gottes" wird (Meister Eckehart), den "alten Adam" des Verstandes ablegen; die Verwandtschaft mit dem platonischen Denken ist hier mit Händen zu greifen: "Denn es muß der Mensch um das Allgemeine wissen und aus den vielen Wahrnehmungen vernünftig das Eine zu sammeln verstehen: das ist seine Erinnerung an jene hohen Dinge, welche die Seele schaute, da sie mit dem Gotte zog und ... den Blick zum wahren Sein gehoben hatte... Er [der Philosoph] tritt heraus aus allem Wirrsal und Bemühen der Menschen und gehört ganz seinem eigenen göttlichen Leben. Die Menge aber zeigt auf ihn mit dem Finger und schreit: ‘Er ist ein Narr, seht, ein Narr’, denn die Menge weiß nicht, daß der Gott ihn entzückt."(15)

Da die christliche Lehre auf den Glauben, also auf die existentielle Umstellung, und nicht auf die menschliche Ratio als folgenloses Wissen setzt, kann sich jede Art vorkommender geistiger Ausstattung in dieses "System" einbetten. Damit erfüllt diese Religion jene Forderung, die conditio sine qua non für jede Weltreligion ist, daß sich in ihr jedes Individuum der Gattung potentiell finden können muß. So gesehen hat das Christentum noch eine lange Daseinsberechtigung: Solange der menschliche Geist in der Mehrzahl seiner Träger noch weit unterhalb der im Christentum angelegten Möglichkeiten zur existentiellen Sinnfindung bleibt, stellt es ein Gefäß dar, das die Fruchtbarkeit der Innerlichkeit des Menschen hervortreiben und fördern kann – und dem sich unsere moderne Rationalität nur deshalb so überlegen glaubt, weil diese Rationalität auf sich selbst stehen zu können meint, sich damit aber in Wirklichkeit der lebendigen Innerlichkeit begeben hat und so den Äußerlichkeiten verfällt.

Um nicht mißverstanden zu werden: Damit soll keineswegs dem Christentum oder gar dessen negativen Begleiterscheinungen bis heute das Wort geredet werden; ich denke nur, daß diese Lehre – ebenso wie der Buddhismus und auch der Islam – noch lange Bestand haben wird, da die Menschen in ihrer überwiegenden Mehrheit sie intellektuell nicht überwachsen.

b) Der Kern der Lehre

Die "Auferstehung der Toten" und das "Jüngste Gericht" werden als aus den Verstandesreligionen stammend hier ebenso außer acht gelassen wie die Eschatologie der Apokalypse, die der Phantasie eines Johannes entsprang. Noch heute können es ja die Sektengründer von den "Zeugen Jehovas" bis hin zu den Scientologen nicht lassen, Endzeiterwartungen zu schüren und sich als die alleinigen Heilsbringer zu empfehlen. Das alles gehört zum innerweltlichen Wirkungswillen von Menschen, die hergebrachte Vorstellungen in ihrem Sinne abwandeln, um auf die Masse Eindruck zu machen.

Das "Mysterium" des Opfertodes Christi wurde schon anläßlich der Schilderung der Geschichte des Opferns als Mythos der Vernunft gekennzeichnet, in dem der Mensch den Gott sich selbst opfert, und dies immer wieder, wenn er wie im katholischen Ritus nach der sogenannten "Wandlung" durch das "Geheimnis des Glaubens" seinen Gott verspeist und dessen Blut trinkt... Daß Blut "ein ganz besonderer Saft" sei, glaubt der Mensch schon seit den Naturreligionen, etwa im Voodoo, wo der Kontakt mit den Göttern erst durch den Genuß vom Blut der "Opfergaben" (Menschen- und Tieropfer) hergestellt wurde.

Auf diese leicht auf Verstandesreligion, Brauchtum und Aberglauben rückführbaren Riten wird nicht näher eingegangen, sind sie doch für eine Masse bestimmt, die über die sinnliche Anschauung auf den eigentlichen Gehalt der Religion geführt werden soll. Hier wird ausschließlich der in der Ratio gründende und eigentliche Kern zum Gegenstand gemacht, den Luther mit seiner "Reformation" der christlichen Lehre wiederherzustellen gesucht hat, wie er ihn in den Evangelien und insbesondere bei Paulus fand. Seine Vernunft wandte sich "protestierend"7 gegen den über 1500 Jahre angehäuften Aberglauben innerhalb des Christentums, wenn er sich auch selbst noch nicht in jeder Hinsicht von obskuren Ansichten freizumachen vermochte.

Jedenfalls räumte er mit dem selbst heute noch weitverbreiteten Mißverständnis auf, daß das Christentum eine Werkreligion sei, daß mithin der Mensch durch eigenes Zutun sich ein Ansehen vor Gott geben oder sich gar von Sündenstrafen loskaufen könne. Er stellte, wie er es bei Paulus und dessen Jesus-Auslegung fand, den Menschen im Verhältnis zu Gott allein auf den Glauben, die Liebe und die Gnade ("sola fide", "sola gratia") und behielt lediglich zwei Sakramente bei (Taufe und Abendmahl, letzteres in einer symbolischeren Form als im Katholizismus). Heiligen- und Marienverehrung, das äußerlich Rituell-Kultische und die Kunst verbannte er aus der Religion; am wichtigsten aber: er stellte wieder auf das direkte Verhältnis zwischen dem Individuum und seinem Gott ab, womit er dem Priester seine Vermittler-Rolle entzog, wie sie die katholische Kirche für sich beanspruchte und noch heute beansprucht. Hier liegt auch die Wurzel für seinen Angriff auf das Papsttum, da jeder Papst darauf besteht, Stellvertreter Christi auf Erden zu sein und sich damit zwischen Gott und Mensch drängt.

Damit kehrt Luther zu den Wurzeln der Vernunft zurück, zu der Erkenntnis, daß jeder Mensch gleichen Wesens sei – und damit vor Gott alle Menschen gleich, einschließlich Priesterschaft und Papst. Die lebendige Innerlichkeit der Vernunft im Individuum duldet keinerlei Einmischung von außen, was den Bezugspunkt dieser Innerlichkeit anlangt; ihr ist "das Gesetz" selbst eingeschrieben mit jenem Gewissen, das zum ersten Mal bei Demokrit als syneidesis (Mitwissen) auftaucht und in der Anerkennung der Wesensgleichheit aller Menschen die Ethik hervorbringt.

Und so ist die zentrale Wahrheit der Metaphysik des Christentums, aus dem sich seine 2000-jährige Wirkungsmacht auf die "Herzen" der Menschen ableitet, das Doppelgebot (Matth. 22)(16), in dem sich die existentielle Ausformung der Wesenserkenntnis der Vernunft ausspricht. Zunächst einmal ist hier der Mensch ganz ähnlich wie bei Platon richtig gefaßt in seiner dreifachen Kategorialität: das Herz, also die Emotio, die Gedanken, also der Verstand und die Vernunft, und die Seele, das ist das lebendige Zentrum des Individuums, sollen auf ein einziges Ziel gerichtet sein. Und weiter: wenn die Beziehung zum "Nächsten" genauso wichtig ist wie diejenige zum Gott, so wird damit das Wesen des Menschen als kommunizierende Interaktion ausgesprochen. Beide Forderungen der Vernunft sind ganz offensichtlich so schwer zu erfüllen, daß auch heute noch kaum ein Mensch in der Lage ist, ihnen nachzukommen.

Aber dies Doppelgebot war deshalb so wirkungsmächtig, weil es mit dem Grundgedanken der Evolution in Übereinstimmung steht, dessen Konsequenzen für die Vernunft zieht. Was will uns das Gebot der Gottesliebe anderes sagen, als daß wir über uns selbst hinaus als Ziel unserer Existenz das Transzendieren des Seienden heilig halten sollen, um damit den Gang der lebendigen Entwicklung fortzuführen? Und was ist das Gebot der Nächstenliebe anderes als die konsequente Befolgung der Erkenntnis der Vernunft, daß alle Menschen gleichen Wesens sind? Das Doppelgebot des NT läßt sich so als die vernunftgemäße Ausformung des funktionalen Grundsatzes der Evolution interpretieren: als das Ja zur im Lebendigen beobachtbaren Steigerung, also Qualitätserhöhung des Seienden, mittels Mutation und Selektion auf der Basis des Gleichgewichts der Regelkreise der Natur (Erhaltung).

Diese Aufnahme der Wesensgleichheit aller Menschen steht im diametralen Gegensatz zu den Verstandesreligionen, in welchen den einzelnen Menschen ein verschiedener Rang zugemessen wird, von den Kasten der Hindus bis zur Sklavenhaltung der Griechen und in den Vereinigten Staaten bis ins 19. Jahrhundert. Die Stärke des Christentums als Welt-Religion war es, daß es, als auf der Vernunft basierend, für alle Menschen auf Grund von deren Wesens-Gleichheit gelten wollte; und so vermochte sich in ihm jeder Typus der Spezies zu finden, vom Ärmsten am Geiste bis zum Genie, wo vorher diese Kategorieverschiedenheit zu Sekten und Kultzersplitterung geführt hatte. Nur deshalb eignete sich das Christentum auch zur Staats-Religion, und bezahlte diese schwammartige Aufnahmefähigkeit aller Geistesausstattungen damit, daß es alle unterkategoriellen Bestände des Aberglaubens und rückständiger Verhaltensweisen in sich aufzusaugen hatte – es ging zu den Menschen, und dies nicht zum Vorteil der eigenen Grundlehren...

Wenn Nietzsche das Christentum und Paulus, jenen "Dysangelisten", stellvertretend für den "Priester an sich" angreift, konstruiert er damit einen Widerspruch zwischen Leben und Religion.(17) Der "Priester" wird als derjenige Schwache vorgestellt, der sich zur Herrschaft bringt, indem er alle "hohen" Werte ummünzt zu Sünde und seine "Herdentugenden" an die oberste Stelle der Werteskala setzt. Der den "Wert" und "Sinn" des Lebens aus dem Leben hinaus verlege und damit dem Leben als Immanenz sein wahres Schwergewicht nehme. Aber welche Auffassung von Leben steckt denn hinter solch einer Unterstellung? Wie schwächlich wird hier das Leben gedacht, wenn einige Priester, die als nicht gerade die stärksten Glieder der Gattung vorgestellt werden (sondern bloß als deren "raffinierteste"), imstande sein sollen, dessen "naturhaften" Ablauf von Grund auf umzukehren?! Auf solche Absurdität und Subjektivität lohnt sich nicht näher einzugehen; eher schon auf die Frage, wie es um das Verhältnis von Leben und Religion bestellt sei, die am Grunde das Verhältnis von Transzendenz und Immanenz meint. Aber auch hier irrt Nietzsche, wenn er der Transzendenz des Religiösen eine wider das "eigentliche Leben" gerichtete Bewegung und Motivation unterschieben zu sollen meint; ganz im Gegenteil dient auch die Religion dem Leben – dem Leben, das sich in der Gattung des Menschen mit Bewußtsein verbunden hat. Dazu muß noch bemerkt werden, daß auch im Hauptgedanken Nietzsches vom Übermenschen nichts anderes als Transzendenz verborgen ist. Er erweckt nur den Anschein, als ob es sich dabei um eine "Transzendenz innerhalb der Immanenz" handele: das Illusionsprodukt "Übermensch" steht unserer individuellen Realität nicht mehr und nicht weniger ferne als irgendwelche Gottheiten, mit dem einen Unterschied, daß die Transzendenz nicht nach hinten, sondern nach vorne verlegt ist. Noch besser wird das transzendierende Moment bei Nietzsche selbst an seiner Äußerung kenntlich: "auf eine Sekunde den Übermenschen erreichen" – bei Licht betrachtet beinhaltet diese Aussage nichts anderes als die "unio mystica" auf religiösem Gebiet.

Wenn also Nietzsche die Forderung nach Gleichheit für eine Ranküne von Schwächlingen hält, die sich damit als Priester zu Herren machen wollen, so mißversteht er die geistige Entwicklung des Menschen völlig, wie er ja auch konsequent Sokrates und Platon verdammt, weil er zu Recht spürt, daß hier der entscheidende innere Zusammenhang zwischen Philosophie und christlicher Lehre gegeben ist: in der Forderung nach Gleichheit aus der Erkenntnis des gleichen Wesens. Nietzsche aber will hier zurück hinter die Sehweise der Vernunft hin zur angeblich "vornehmen Rangordnung" des Verstandes, die sich aus der ungebrochenen Triebkraft der "blonden Bestie" ergeben soll – welch ein Anachronismus!

Ohne sich dies bewußt zu machen, lehnt er damit in Wirklichkeit nicht das Christentum ab, sondern die Vernunft selbst und deren Sehweise auf die Welt, und dies mittels derselben Vernunft: die Vernunft ist sich ihrer selbst überdrüssig geworden.

Die ursprüngliche Lehre des Christentums, wie sie ein Jesus vertrat, und dessen weltliche Ausgestaltung werden zumeist in einen Topf geworfen, obwohl bereits einer der größten Aufklärer, Voltaire, hier strikt trennt: sein Fluch "Ecrasez l’ infâme" gilt nicht dem Stifter des Christentums und dessen "Morallehre", sondern dem betrügerischen Schmarotzertum und den Verbrechen der Priesterkaste. Eine solche Trennung wurde auch hier befürwortet, um das eigentlich Wirksame und mit der kulturellen Evolution des Menschen in Übereinstimmung Stehende am Christentum herausarbeiten zu können. Die Kritik an der Kirche, wie sie von Anbeginn an mit Celsus und Porphyrios über die Aufklärung bis heute geleistet wird, ist notwendig und verdienstvoll, aber häufig auch einseitig und kurzsichtig.

1. Man übersieht die "guten Seiten" des Christentums: daß es innerhalb dessen immer auch Bewegungen gegeben hat, die sich auf dessen wahren Gehalt an Gottes- und Nächstenliebe beriefen und diesen in die Tat umsetzten. Klöster und Orden waren eben nicht nur Herrschaftsinstrumente, sondern auch Orte der tätigen Nächstenliebe – und über lange Jahrhunderte der Hort der abendländischen Kultur.

2. Man rechnet es "der Kirche" an, was man den menschlichen Grundeigenschaften zurechnen sollte: daß der Mensch nach Macht und Nutzen strebt, und sei es auf Kosten anderer. Man greift das Christentum in seiner weltlichen Tätigkeit an, und bedenkt nicht, was eine irgendwie anders geartete Alternative denn bewirkt hätte. Wären die Menschen nicht durchaus dieselben gewesen, hätten sie nicht in ganz gleicher Weise sich gegenseitig zu beherrschen gesucht mit eben denselben Folgen? Das Machtstreben dieser Generationen von Menschen ist doch keine Folge des Christentums, sondern eine Folge des Menschentums. Denken wir uns das Christentum einmal als ungeschehen hinweg; wer wäre wohl so naiv anzunehmen, daß dann in der Welt weniger an gegenseitiger Unterdrückung und unmenschlichen Verbrechen geschehen wäre?

Heute jedenfalls ist den christlichen Kirchen ihr weltlicher Arm abgeschnitten, ihre "Macht" beschränkt sich auf die Herrschaft über den Aberglauben; die nach wie vor heftig tobende Kritik an ihren Verbrechen erscheint mir unfruchtbar und lenkt davon ab, daß in der Zwischenzeit sich eine andere Kaste an die Stelle des Priestertums geschlichen hat – an deren Adresse sollte sich heute die einst den Priestern geltende Kritik wenden: die "Politiker".

Sie schmarotzen, betrügen und herrschen im Namen irgendeiner Ideologie – in Wirklichkeit um der Macht und des Eigennutzes willen –, sie streichen die Bedeutung und Schwere ihres Amtes heraus, sie schwafeln vom Gemeinwohl wie die Priester vom Seelenheil. Was einst die "Kirche" war, ist heute die "Partei", die "Simonie" des Vatikans findet sich überall auf der Welt in der Korruption der Politiker wieder. Es gibt Wichtigeres zu tun, als der alten Tante "Kirche" ihre Sünden vorzuhalten, wenn wir unsere eigene Wirklichkeit verändern und in einem ethischen Sinn gestalten wollen.

Die heutigen Probleme des Menschen in und mit seiner Welt stammen nicht daher, daß es Religionen und Kirchen gibt – eher schon daher, daß die hergebrachten Religionen nicht mehr bindend und tragfähig sind. Nicht irgend ein Gott ist "der Wolf des Menschen", sondern es gilt immer noch: homo hominis lupus – und der Utilitarismus und Neoliberalismus unserer Zeit verstärken diese "Wolfsmentalität", statt sie zu mildern.

Zuletzt: Was heißt das: "Gott ist tot"? Was bedeutet es, worauf deutet es? Zwar auch, daß die Weltreligionen ausgespielt haben; vor allem aber: daß die Wesensbestimmung des Menschen, die sich mit der griechischen Philosophie und der Zeitenwende als herrschende gesetzt hatte, durchreflektiert und nicht mehr tragfähig ist. Die 2500-jährige Herrschaft des Seins über das Seiende ist an ihr Ende gelangt. Die Sicht der Vernunft auf die Welt hat ihre innere Kraft verloren, die Existentialität hat sich aus der Bindung durch die Vernunft befreit. In dem Einen Gott hatte der Mensch ja sein eigenes Wesen maximiert und idealisiert; die Entelechie der Vernunft, gültig von Aristoteles bis Kant, ist zerstört, der Mensch am Nihilismus gestrandet.

Doch die derzeitige sich so negativ auswirkende Freiheit von jeder Bindung ist nur ein Vorspiel, ein Vorspiel, das auf eine neue "Freiheit zu" hinweist, auf das Heraufdrängen einer neuen Sehweise von Mensch und Welt: die Transzendenz der Evolution ist nach wie vor am Werke, denn der Mensch ist nun frei über die Vernunft hinaus.

Anmerkungen:

(1) In Australien wurden in jüngster Zeit Steinzeichnungen entdeckt, die als älteste bisher aufgefundene gelten.

(2) Enzyklopädie der Religionen, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 1990, S. 5

(3) Spekulativ könnte man versucht sein, den Totemismus, also den Glauben an die Abstammung und Verwandtschaft mit Dingen und Tieren, eher der ägyptischen und den asiatischen Religionen zuzuordnen, wenn man an die Verehrung von Göttern in Tiergestalt denkt bis hin zum ausdrücklichen indianischen Totemismus und den heiligen Kühen in Indien. Diese Verwandtschaft sollte auch der indischen und vom Buddhismus übernommen Wiedergeburtslehre im Kreislauf der Dinge zugrundeliegen. Der Schamanismus, der mittels Magie auf die Seele einwirkt und sich in den Zustand der Ekstase versetzt, um quasi selbstaktiv Erkenntnis zu gewinnen, scheint dann eher als Vorläufer der europäischen Religionen gesehen werden zu können bis hin zum griechischen Dionysoskult.

(4) Darin liegt der tiefere Grund für die heillosen Streitigkeiten zwischen den Vernunftreligionen und ihren Abspaltungen.

(5) Aristoteles, Fragmentum 16

(6) Dies gibt einen Fingerzeig darauf, wie mythisch-abergläubisch selbst heute noch von Staats wegen gedacht wird, wenn man den christlichen Kirchen Sonderrechte einräumt.

(7) in Arkadien dem Zeus Lykaios

(8) s.a. die langwährende Epigenese in der Ontogenese des Kindes

(9) Alle geistige Innovation kann nur im Wege der Tradition vor sich gehen, die aber auf den Vorbestand derer angewiesen ist, die allein zuerst die Innovation auslesen, testen, und sie dann weitergeben.

(10) Von einigen Philosophen, etwa Jaspers, wird dieser Zeitraum ganz metaphysisch auch als "Achsenzeit" bezeichnet, weil man sich diesen evolutionären Umbruch nicht zu erklären weiß.

(11) vom lat. pro-testari - Zeugnis ablegen für etwas

(12) s. zu diesem Komplex Gustav Mensching, Die Weltreligionen, Drei Lilien Verlag GmbH, Wiesbaden, 1981

(13) s. dazu meine Artikel in Aufklärung & Kritik:

a) "Was ist Dialektik?", A&K 1/1996

b) "Was ist Metaphysik?", A&K 1/1997

(14) Diels/Kranz 28 B 6

(15) Platon, Phaidros, 249 c

(16) "Du sollst lieben, den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit allen deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ein zweites von gleicher Bedeutung ist dieses: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

(17) s. dazu Fr. Nietzsche, Genealogie der Moral und Antichrist


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